NZZ-Suisse: Dissident in Marokko verhaftet
In Rabat ist der bekannte Publizist Maati Monjib verhaftet worden. Er wird der Geldwäscherei beschuldigt. Menschenrechtsgruppen verlangen seine sofortige Freilassung.
n der marokkanischen Hauptstadt Rabat haben die Sicherheitsbehörden am Dienstag den bekannten Historiker, Publizisten und Dissidenten Maati Monjib verhaftet. Monjib schreibt regelmässig für die in London erscheinende unabhängige palästinensische Tageszeitung «al-Kuds al-Arabi» sowie für andere Medienprodukte. Freunde Monjibs berichten, die Verhaftung sei ohne Vorweisung eines Haftbefehls erfolgt. Monjib befinde sich im Gefängnis von El Arjate, 25 Kilometer nordöstlich von Rabat. Seine Familie mache sich Sorgen um seine Gesundheit, da ihm wichtige Medikamente vorenthalten würden.
Seit Jahren im Visier der Justiz
Es ist nicht zum ersten Mal, dass Monjib ins Visier der Justiz gerät. Seit Jahren reagiert die Elite in Marokko auf die scharfe und präzise Kritik des Intellektuellen mit Diffamierungskampagnen. In mehr als 200 Artikeln regierungstreuer Zeitungen wurde er als Dieb, Schwuler und Häretiker diffamiert. Am 7. Oktober 2020 hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Monjib und dessen Familie wegen Geldwäscherei eröffnet. Der Historiker soll Immobilienkäufe durch suspekte Finanztransaktionen abgewickelt und nicht korrekt versteuert haben.
Maati Monjib hat die Vorwürfe im November auf Facebook kategorisch dementiert. Er wies darauf hin, dass er seit 2015 regelmässig von der Justiz bedrängt werde und bezeichnete die Vorwürfe als politisch motiviert: «Wie könnte es sonst sein, dass nun schon seit fünf Jahren gegen mich ermittelt wird, ohne dass es je zu einer Anklage kam?» Laut marokkanischen Medien soll ein Richter angeordnet haben, Monjib müsse so lange im Gefängnis bleiben, bis die Untersuchungen gegen ihn abgeschlossen seien und das Königliche Gericht der Ersten Instanz entschieden habe, ob er gegen Kaution freikommen könne.

Internationale Berufsorganisationen haben die Festnahme Monjibs heftig kritisiert. Die marokkanische Regierung scheine darauf zu spekulieren, dass die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit über die Feiertage nachlasse und die kontinuierliche Bedrängung von Journalisten in Marokko nicht wahrgenommen werde, sagte Justin Shilad vom Komitee zum Schutz von Journalisten, einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in New York, die sich für Pressefreiheit und die Menschenrechte von Journalisten weltweit einsetzt. «Die marokkanischen Behörden müssen Monjib umgehend freilassen und ihre Praxis der Verhaftung und Überwachung von Journalisten beenden.»
Rechtfertigungsversuche der Polizei
Monjib gibt an, er sei bereits 2015 gerichtlich beschuldigt worden, die Staatssicherheit zu gefährden. Seitdem ist der Historiker aus Protest mehrere Male in den Hungerstreik getreten. 2019 berichtete Amnesty International, die marokkanischen Behörden hätten versucht, die bekannte Pegasus-Spyware der israelischen Firma NSO auf seinem Mobiltelefon zu installieren. In den vergangenen Monaten sind etliche regimekritische marokkanische Journalisten verhaftet worden. Die Regierung in Rabat bestreitet, eine Kampagne gegen die Medien zu führen. Die Polizei und die Gerichte setzten lediglich die nationalen Gesetze durch.